Milchzähnchen

Milchzähne

Karies-Bakterien

Gesunde Kinderzähne von Anfang an

Wenn die Milchzähne im Alter von ca. 6 – 8 Monaten beginnen, im Mund Ihres Babys zu erscheinen, sind sie kerngesund.
Damit das auch so bleibt, gibt es ein paar Dinge zu beachten:
Karies (Zahnfäule) ist nämlich eine bakterielle Infektionskrankheit, die mit dem Speichel übertragen wird und auch schon Milchzähne angreift.
Die Karies-Bakterien fehlen zunächst im Mund Ihres Babys.
Bleibt Ihr Kind von einer Ansteckung verschont, dann ist es vor Löchern sicher.

Ansteckung vermeiden

Achten Sie deshalb von klein an darauf, daß Ihr Kind keinen Speichel von anderen Personen in den Mund bekommt – auch Ihr eigener enthält sehr wahrscheinlich Karies-Bakterien.
Also niemand anderen aus dem Baby-Fläschchen trinken oder probieren lassen. Das Ablecken des zu Boden gefallenen Schnullers ist tabu.
Allzu feuchte Küsse vermeiden.
Zum Kosten von Brei einen (andersfarbigen) Extralöffel verwenden und auch später auf getrenntes Geschirr und Besteck achten.

Infektionsrisiko vermindern

Verhalten Sie sich gerade so, wie wenn Sie eine schwere Erkältung hätten und verhindern wollten, daß Ihr Kind sich ansteckt.

Am besten sollten alle Personen, die das Kind betreuen, sämtliche vorhandenen Karies-Stellen in den eigenen Mündern füllen lassen. Eventuell können weitere Maßnahmen in der Zahnarztpraxis durchgeführt werden, um die Keimzahl im Speichel zu senken.

Damit verringert sich das Infektionsrisiko für Ihr Kind und das Caries-Risiko für die Milchzähne.

Milchzähne sind wichtig!

Ablecken des Schnullers

Quelle: Pacifier Cleaning Practices and Risk of Allergy Development – Pediatrics – June, 2013.

Aufgestellte Behauptungen

Seit 2013 ist in Online-Diskussionsforen immer wieder zu lesen, Zahnärzte seien durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse widerlegt. Das „Reinigen“ von Schnullern durch Ablecken sei die bessere Alternative und Mamis dürften nun „endlich wieder“ auf den Boden gefallene Schnuller abschlecken, weil Wissenschaftler in Schweden herausgefunden hätten, dass das gut sei für die Gesundheit des Kindes und gegen Allergien helfe.

 

Versuchsaufbau

Dazu muss man einige Dinge wissen: Die schwedischen Wissenschaftler um Prof. Bill Hesselmar in Göteborg sind insbesondere an Allergien interessiert. Angesichts der immer mehr um sich greifenden Allergiewelle suchen sie nach Zusammenhängen und Möglichkeiten, Allergien einzudämmen. Sie haben in der erwähnten Studie Kinder von Allergikern untersucht, und zwar mit Augenmerk auf allergische Symptome wie Ekzeme und Asthma.

Untersuchungszeitraum

Die Kinder waren am Ende der Studie erst 3 Jahre alt. Für Allergien mag das aussagekräftig sein, aus zahnärztlicher Sicht jedoch nicht. Die Entwicklung von Löchern dauert normalerweise länger. Zahnmedizinische Gesichtpunkte blieben ohnehin unberücksichtigt. Die Studie von Prof. Hesselmar will und kann überhaupt keine Aussagen über das Kariesrisiko für die Milchzähne machen. Dazu war der Aufbau der Studie ungeeignet.

Das Abschlecken der Schnuller ist kein 100%iger Schutz gegen Ekzem und Asthma. Wenn ein Erwachsener den Schnuller ableckt, mag dies das Allergierisiko der Kinder senken – meistens sorgt es für eine Infektion mit Kariesbakterien und macht Löcher in den Milchzähnen und Zahnschmerzen erst möglich.
Ich halte es deshalb für äußerst fragwürdig, aus der Studie abzuleiten, dass Ablecken „erwünscht“ und „gut für die Gesundheit“ sei.

Ärzte sind sich einig, dass es Allergien fördert, wenn Kinder zu steril aufwachsen. Das kindliche Immunsystem sollte durchaus mit Keimen in Kontakt kommen, um vernünftig arbeiten zu lernen.
Aber müssen es unbedingt Kariesbakterien sein?

Es gibt Alternativen:

  • Natürliche Geburt
  • Stillen
  • Haustiere
  • Verzicht auf Desinfektionsmittel im Haushalt
  • Ferien auf dem Bauernhof – besonders Kuhställe sollen eine Allergie-eindämmende Wirkung haben
  • Buddeln im Garten
  • Waldkindergärten

Was tun, wenn die Bakterien schon im Mund sind?

Nach erfolgter Infektion

Auch dann können Löcher immer noch vermieden werden.
Die Karies-Bakterien brauchen nämlich Zucker zum Leben.
Je seltener Ihr Kind davon zu sich nimmt – egal ob in fester oder flüssiger Form – desto weniger können die Bakterien sich vermehren und den Zähnen schaden.

Allgemein gilt:

Je süßer, je klebriger, je häufiger, desto schlechter für die Zähne.

Solange Ihr Kind nicht weiß, wie gut Zucker schmeckt, wird es sich auch mit weniger Süßem zufrieden geben.
Wenn Ihr Kind andere Leute mit Scharfgewürztem, Kaffee, Alkohol oder Zigaretten sieht und selbst mal probieren möchte, dann fällt es Ihnen bestimmt leicht, dies Ihrem Kind zu verweigern.

Machen Sie es bei Süßem einfach ebenso.

Etikettenschwindel

Achten Sie beim Kauf und Zubereiten von Baby- und Kleinkindernahrung und -getränken auf zuckerfreie Ware.
Manche Hersteller verwenden die Begriffe Saccharose, Glukose, Fruktose und Maltose. Auch das ist Zucker.

Achten Sie auf die Angaben auf der Nährwerttabelle, die seit dem 13.12.2016 auf allen Verpackungen aufgedruckt sein muss.

"Gesunder" Honig

Achtung! Auch der angeblich “gesunde” Honig enthält enorm viel Zucker und schadet den Zähnen. Die geringfügig bakterienhemmende Wirkung des Honigs wird durch die (caries)bakterienfördernde Wirkung wegen des extrem hohen Zuckergehalts bei weitem übertroffen.

Getränke

Gewöhnen Sie Ihr Kind an das Trinken aus Becher oder Tasse. Denn häufiges Nuckeln an Saugerflaschen, Rennfahrerflaschen und Schnabeltassen schadet den Zähnen, und zwar selbst dann, wenn die Nuckelflasche pures Wasser enthält.
Saft, Saftschorle und Limo sind dann erst recht schädlich.
Wenn überhaupt Saugerflasche, dann nicht zum Einschlafen, sondern wirklich nur zum Durst-löschen.

Zuckeraustauschstoffe

Für Schleckermäuler gibt es auch zahnfreundliche Süßigkeiten, die mit einem Süßstoff  zubereitet sind, mit dem die Bakterien nichts anfangen können. Aber Vorsicht! Zuviel davon verursacht Durchfall.

Quetschbeutel

Pürierte und flüssige Kindernahrung in Plastikbeuteln ist derzeit auf dem Vormarsch. Viele Eltern finden diese Beutel sehr praktisch. Das Kind nuckelt selbst, muss nicht mit dem Löffel gefüttert werden, und es entsteht weniger Kleckerei.

Nachteile

Das dauernde Lutschen an Plastik setzt die Kinder unnötig gesundheitlich bedenklichen Weichmachern aus. Die Kinder lernen so auch erst viel später, normal zu essen. Außerdem sind die Astronautenkost-Beutel oft erheblich teurer als die herkömmliche Gläschennahrung.

Noch mehr Nachteile

Die Hersteller dürfen Produkte als „ohne Zuckerzusatz“ deklarieren, wenn der Zucker aus den verarbeiteten Früchten stammt. Leider enthalten viele Quetschbeutel überdurchschnittlich viele Kalorien und Zucker. Das kann zu Übergewicht und Löchern in den Zähnen führen.

Die Stiftung Kindergesundheit rät deshalb von der Verwendung der Quetschbeutel ab.

Putzen

Früh übt sich...

Da auch “normale” Lebensmittel wie Brot oder Obst zu einem gewissen Anteil Zucker enthalten, können die Bakterien nicht so einfach ausgehungert werden.
Gewöhnen Sie deswegen Ihr Kind schon ab dem ersten Zähnchen an regelmäßiges Putzen der Milchzähne.
Anfangs einmal am Tag,
ab dem 2. Geburtstag zweimal am Tag.

Fluorid

Um den Bakterien das Leben möglichst schwer zu machen, gibt es als Helfer das unverzichtbare Spurenelement Fluorid. Im hiesigen Trinkwasser ist zuwenig Fluorid enthalten, um gegen Karies wirksam zu sein. Befürchtungen wegen angeblicher gesundheitlicher Nebenwirkungen des Fluorides sind als grundlos widerlegt.

Zahncreme

Ab dem ersten Zähnchen einen reiskorngroßen Hauch einer Kinder-Zahnpasta mit etwas niedrigerem Fluorid-Gehalt (1.000ppm) auf die Zahnbürste geben. Ab dem 2. Geburtstag darf ein erbsengroßer Klacks Kinder-Zahnpasta auf die Bürste.

Ab dem ersten bleibenden Zahn auf eine Zahnpasta mit höherem Fluoridgehalt (mehr als 1.000 ppm) umsteigen.

Geeignete Putzhaltung

Stellen, setzen oder knien Sie sich hinter Ihr Kind und nehmen den Kopf zwischen Ellenbogen des freien Armes und ihren Körper – wie einen liebevollen Schwitzkasten. Der Körperkontakt wirkt beruhigend, das Kind zappelt weniger, die Zahnbürste bleibt eher unter Kontrolle.

Fremdputzen

Auch wenn das Kind lieber nur selber die Zähne putzen will – Mama oder Papa putzen nach – mindestens bis ins Schulalter;
am besten, bis die Handschrift ausgereift ist, dann hat das Kind die erforderliche Feinmotorik, das Fingerspitzengefühl.

Würgereiz vorbeugen:

Putzen Sie ihrem Kind vorher die Nase, damit es gut atmen kann. Nehmen Sie nur einen ganz kleinen Klacks Zahnpasta auf die unangefeuchtete Zahnbürste und halten Sie Abstand zu Gaumen,  Zäpfchen und Zungenrücken.

Zähneputzen macht Spaß!

Machen Sie ein fröhliches Happening daraus. Erzählen Sie nebenher eine spannende Geschichte oder singen Sie das Lieblingslied Ihres Kindes. Unterbrechen Sie, wenn das Kind bockt. Erzählen oder singen Sie erst weiter, wenn es wieder weiterputzen läßt.

Milchzähne, Zähne putzen macht Spaß
Denken Sie dran:

Sie sind das Vorbild Ihres Kindes.
Putzen Sie deshalb Ihre eigenen Zähne mit demonstrativem Vergnügen!

Kommen Sie schon früh mit Ihrem Kind in unsere Zahnarztpraxis.

Wie Sie Kinder auf den Zahnarztbesuch optimal vorbereiten, lesen Sie auf der Seite:

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